Ein neues Jahr ist wie ein neues Buch. Der neu erschienene Folgeband einer mehr oder weniger langen Reihe; die Vorgänger sind bereits ausgelesen und haben die Rahmenbedingungen der Handlung vorgegeben. Nun warten 365 (in diesem Fall sogar 366) ungelesene Seiten darauf, umgeblättert und erlebt zu werden. Was uns auf den folgenden Seiten erwartet, können wir maximal erahnen – vor allem, wenn der Klappentext unseres Buches nur aus einem dieser ›verkaufsfördernden‹ Zitate besteht, die mal wieder rein gar nichts über den Inhalt verraten. 😉
Und wie beim Lesen kann man sich auch bei einem neuen Jahr von Anfang an vornehmen,
- a) es zu lieben, weil die Vorgänger so toll waren, dass es einfach nur genauso klasse weitergehen kann, oder
- b) es von vornherein kritisch zu beäugen, weil es an die Qualität seiner Vorgänger mit Sicherheit nicht heranreichen wird (oder weil der Vorgänger schon so mies war, dass man von der Reihe nicht mehr viel erwartet).
Der Unterschied zum gelesenen Buch: Wir können unsere Geschichte meistens aktiv beeinflussen und so ein wenig daran mitschreiben. Zum Beispiel mit ein paar guten Vorsätzen für das neue Jahr – solchen, die wir dann auch in die Tat umsetzen, natürlich. Normalerweise bin ich ja keine große Anhängerin der Neujahrsvorsätze, da sie selten über den Januar hinaus halten. Aber als ich am 31. Dezember meinen Jahresrückblick schrieb, wurde mir bewusst, dass sich im neuen Jahr ein paar Dinge ändern müssen – und dass sie das vermutlich nicht von allein tun werden. Deshalb habe ich mir drei Dinge vorgenommen, die, in Teilen, auch mit dem Bloggen zu tun haben:
1. Einfach machen
2015 hatte ich wesentlich mehr Ideen, als ich letztendlich in die Tat umgesetzt habe. Auch und vor allem für das Bücherei. Viele Einfälle für Blogeinträge habe ich mir aufgeschrieben und wieder vergessen oder einfach so lange vor mir hergeschoben, bis das Thema nicht mehr aktuell genug war oder das Lesen des Buches schon wieder viel zu lange zurücklag, um noch eine gute Rezension dazu schreiben zu können. Für 2016 heißt es deshalb: einfach mal machen. Ideen nicht mehr totdenken, sondern umsetzen!
2. Mehr Leichtigkeit
Ich habe eine ganz blöde Macke an mir festgestellt: Viele Dinge beginne ich mit Spaß und Euphorie – bis ich sehe, dass andere dasselbe tun. Dann fange ich an, mich bzw. meine Ergebnisse mit denen der anderen zu vergleichen. Und wenn ich sehe, dass die anderen besser sind oder schneller besser werden, dann verliere ich oftmals den Spaß an der Sache. Das musste zum Beispiel mein Freund feststellen, als er sich eine eigene Kamera kaufte, um mit mir gemeinsam auf Fototour gehen zu können, und meine Lust aufs Fotografieren nach den ersten Ausflügen plötzlich rapide nachließ.
Aber auch mit dem Bloggen verhielt es sich in den letzten Jahren ähnlich: Ich fing ursprünglich damit an, weil ich Spaß am Schreiben im Allgemeinen und am Verfassen von Buchtipps hatte. Natürlich fand ich schnell heraus, dass es da schon eine ganze Reihe anderer Blogger gab, die sich auch der Freude am Lesen verschrieben hatten, und schnell fand ich einige Lieblingsblogs, die ich regelmäßig verfolgte, bei denen ich zusah, wie sie aus den Kinderschuhen herauswuchsen, professioneller wurden, mehr Leser erhielten. Und gleichzeitig stellte ich fest, dass ich nicht mehr so viel Zeit in mein Blog investieren kann wie am Anfang, als ich noch Studentin war und noch keinen 40-Stunden-Job hatte. Ich konnte also mit den anderen nicht mehr mithalten – und verlor langsam, aber sicher die Lust.
Im letzten Jahr war ich deshalb hin- und hergerissen zwischen dem Gedanken, das Bücherei aufzugeben, und der Erkenntnis, dass mein Herz doch immer noch daran hängt. Und in den letzten Wochen habe ich mir nun die Frage gestellt: Muss ich das denn? Mit irgendwem mithalten? Genauso erfolgreich sein? Jeden Monat ein paar Leser mehr haben? Die Antwort fiel mir erstaunlich leicht. Ich will weder berühmt werden noch Geld mit dem Bloggen verdienen, also wozu der Stress?
2016 ist deshalb mehr Leichtigkeit angesagt: Alles auf Anfang, zurück zum Spaß. Kein Schielen auf die Veränderungen meiner Followerzahlen oder darauf, wie viele Beiträge andere Blogger im Monat veröffentlichen. Das Bloggen soll wie das Lesen wieder ein Hobby sein, das mir Spaß macht und mich entspannt. So war es am Anfang und da will ich wieder hin.
3. Freizeit nutzen
In den letzten Monaten habe ich festgestellt, wie oft ich abends nach der Arbeit oder am Wochenende auf dem Sofa sitze und darüber nachdenke, was ich gerade so tun könnte. Am Ende des Tages bin ich dann oftmals frustriert, weil ich gar nichts getan habe – außer darüber nachzudenken. Mein dritter Vorsatz für das neue Jahr lautet deshalb: Freizeit wieder aktiv nutzen. Wieder einmal kreativ werden. Ob beim Zeichnen, Schreiben oder auch auf dem Blog – all diese Hobbys haben mir einmal sehr viel Spaß gemacht, sind aber im letzten Jahr alle viel zu kurz gekommen. Also auf gehts! Der Abend ist schließlich noch nicht zu Ende. 😉
Ja die lieben Neujahrsvorsätze 🙂 Ich habe immer die besten Ideen, aber bis zum Ende des Jahres habe ich noch nie… Dieses Jahr halte ich es relativ einfach und bis jetzt an Tag 10 macht es mir noch Spaß, aber das Jahr ist noch jung 😀
Ich wünsche dir viel Spaß und Geduld mit deinen eigenen Vorsätzen!
Tessa
"Einfach" ist immer gut. Das hält das Stresslevel niedrig und verspricht am Ende vermutlich mehr Erfolgserlebnisse. Was dann umso mehr fürs Folgejahr beflügelt – ein Kreislauf des Positiven, quasi. 😉
Ave,
ich finde deinen Beginn des Beitrag wirklich schön. Der Jahr-Buch-Vergleich ist zwar nichts Neues, aber ich mag's, wie du von einer Reihe sprichst und nicht jeden einzelnen Tag zum Kapitel machst.
Deinen Vorsätzen würde ich mich am liebsten einfach wortlos anschließen – allerdings habe ich persönlich einen anderen Vorsatz für 2016 gefasst.
Der zweite Punkt hat mich jedoch ein wenig überrascht. Denn obgleich natürlich deutlich spürbar war, dass weniger auf dem Blog passiert ist, aber das hätte ich nicht zwingend auf Selbstzweifel zurückgeführt. Denn gerade dein Blog gehört zu denjenigen, zu denen ich schon seit geraumer Zeit als Vorbild aufblicke.
Wie dem auch sei, ich wünsche dir, dass du deine Vorsätze möglichst gut umsetzen kannst.
Mit freundlichen Grüßen,
Seitenfetzer
Danke dir! Ein Buch mit 366 Kapiteln hätte ich auch etwas übertrieben gefunden. 😉 Einzelne Seiten, die man umblättert, zeichnen das Bild meiner Meinung nach besser.
Es waren auch nicht NUR die Selbstzweifel, die dafür gesorgt haben, dass hier 2015 so wenig los war. Punkt 1 und 3 meiner Vorsätze spielen da auch eine große Rolle, vermutlich sogar die größere, auch wenn ich Punkt 2 in diesem Post mehr Wörter gewidmet habe. Ich glaube, das bedingt sich einfach gegenseitig: Wenn durch Zeitmangel, Müdigkeit, Stress etc. die Lust zum Bloggen abhanden kommt, fängt man vielleicht automatisch an, über den Sinn und Zweck des Ganzen nachzudenken und sich zu fragen, ob man es nicht auch bleiben lassen sollte. Am Ende des Gedankengangs stand bei mir bisher immer die Erkenntnis, dass mir mein Blog und das Ei da oben in der Ecke zu sehr ans Herz gewachsen sind, um ganz aufzuhören. Und zu lesen, dass dieses Blog ein Vorbild für jemand anderen ist, ist ein sehr gutes Gefühl, das diesen Gedanken des Aufgebens wieder etwas weiter wegrücken lässt.
Dann bleibt mir nur noch, dir ebenfalls möglichst viel Erfolg beim Umsetzen deines Vorsatzes zu wünschen. Vielleicht treffen wir uns zu dem Thema hier am 31.12. wieder. 😉
Einfach machen und weniger vergleichen klingt sehr gut! Viel Spaß bei der Durchführung dieser Vorsätze! 🙂
Danke dir! Das fand ich am 31.12. auch. Und finde ich immer noch – das lässt für den Rest des Jahres und die Durchführung der Vorsätze hoffen. 😉
Ja, definitiv! Ich drücke die Daumen, dass du diesen Vorsatz das Jahr hindurch nicht aus den Augen verlierst. 🙂
Siehste, ich war und bin übrigens auch immer (noch) ein bisschen neidisch auf dein Buchblog, weil ich auch gern was Themenbezogenes hätte, das zu mehr oder minder regelmäßigen Posts einlädt. Außerdem find ich's immer noch sehr gelungen.
Küsschen und liebste Grüße aus dem Krankenlager,
der Typ mit der Kamera 😉
Da greift dann auch Punkt 1: Einfach machen! 😉
Bore da, Moena.
Die Vorsätze-ritis hin zur Woche 52 eines Jahres hat mich schon immer eher amüsiert, schwingt dabei doch gelegentlich eine unbegründete Torschlußpanik mit. So besehen mache ich mir meine Gedanken & Pläne wenn sie anstehen.
Wozu Stress – Du sagst es! Ich schätze das Bücherei so wie es eben ist. Locker, anmerkenswert, informativ, eindrücklich, witzig. Das ließe sich nur kaputt-optimieren… 🙂
Den Blog aufgeben?! Hättest Du je den todtraurigen Blick des Eis ertragen?
Nun – ich war nach gut drei Jahren Abstinenz wieder im Kino und hatte – zugegeben, mit dem exakt richtigen Film* – wieder das alte Erlebnis von Film. Wow!
bonté
* 'Star Wars: Zhe Force Awakens' hatte mich wieder neugierig machen können
Normalerweise halte ich es mit den guten Vorsätzen und Gedanken ähnlich wie du – dieses Mal standen die eben zufällig pünktlich zum Ende des Jahres an. 😉
Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob das Ei überhaupt todtraurig gucken kann. Ich glaube, Buck kennt nur die Skala von "zutiefst empört" über "mäßig amüsiert" bis "halbwegs gut gelaunt". Sonstige Emotionen fallen eher selten in seinen Wortschatz. Aber diese Gespräche über ein virtuelles Ei hätte ich vermutlich ziemlich schnell vermisst. 😉
Drei Jahre Kino-Abstinenz? Hui. Ich gehe allerdings auch erst wieder öfter ins Kino, seitdem ich in Berlin wohne. Früher bei uns auf dem Dorf gab es ja nichts. 😉 Mein letzter Film war »Der kleine Prinz« kurz vor Weihnachten. Star Wars hab ich meine bessere Hälfte dann doch alleine schauen lassen. 😛
…da werde ich wohl mal nachhaken wie Ihm der Sequel so gefallen konnte. 🙂
Die drei Jahre ergaben sich aus der Kombination von 3D-Gekröse & der schieren Inflation an Superhelden-Streifen.
Ein Film, der Dein Interesse mehr finden würde wäre die Buchverfilmung 'Ich und Earl und das Mädchen'…
bonté
bonté
Ja, diese Inflation an Superheldenfilmen ist mir auch schon aufgefallen. Mich ziehen die nun auch nicht gerade in den Kinosaal. 😉 Aber ach, Buchverfilmungen stehe ich genauso skeptisch gegenüber. Auch dann, wenn ich das Buch noch gar nicht kenne. 😛