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Jahresrückblick 2015: Meine buchigen Jahreshighlights

Es ist mal wieder soweit: Noch wenige Stunden, dann ist das aktuelle Jahr Geschichte und ein neues beginnt. Und jedes Jahr an diesem Tag neigen wir dazu, die letzten zwölf Monate noch einmal zu durchdenken, die guten und weniger guten Tage, Wochen, Monate oder einfach nur Momente Revue passieren zu lassen, uns zu erinnern. Da nehme ich mich nicht aus.

2015: Wenig Ei, viel hinter der Schale

Das Bücherei beging sein viertes Jahr insgesamt ziemlich ruhig. Blog- und lesetechnisch gesehen war 2015 wirklich nicht mein Jahr. 42 Bücher habe ich gelesen, das sind ziemlich exakt halb so viele wie 2014; rezensiert wurden davon gerade einmal schlappe zwei. Den Rest des Jahres gab ich mich einer hartnäckigen Unlust und Motivationslosigkeit hin.

Privat tat sich da 2015 schon einiges mehr. Im Sommer fassten wir den Entschluss, uns nach den eigenen vier Wänden umzuschauen, um nicht länger auf den Mietmarkt in Berlin angewiesen zu sein. Gesagt, getan: Ein paar Monate später war der Kaufvertrag für ein kleines Reihenhäuschen unterschrieben, auf dessen Bau wir uns 2016 freuen können. Zur gleichen Zeit fing mein bisheriger Job langsam, aber sicher an, mich zu langweilen. So folgte Mitte September ein relativ spontaner Jobwechsel, der mich gleichzeitig weiter in die Zukunft blicken und Pläne für meine berufliche Zukunft schmieden ließ – aber das sind schon Gedanken für 2017. 😉 Bis dahin besuche ich Baumärkte und Möbelhäuser, plane die Einrichtung für Küche und Badezimmer und suche nach dem perfekten Bodenbelag.

Meine Top-5-Bücher des Jahres 2015

Insgesamt habe ich das Gefühl, dass das letzte Jahr ziemlich an mir vorbeigeflogen ist. Das betrifft sowohl das Leben als solches als auch die Literatur. An viele Bücher, die in meiner ›Gelesene Bücher‹-Liste stehen, kann ich mich kaum erinnern und da ich so wenig rezensiert habe, gibt es auch keine Gedächtnisstütze, die meinen grauen Zellen auf die Sprünge helfen würden. Welche Bücher mir trotz allem im Gedächtnis geblieben sind und welche mich 2015 am meisten begeistert haben, will ich euch zum Jahresabschluss aber trotzdem kurz zeigen. Hier sind sie also: Meine 5 buchigen Jahreshighlights 2015!

»Leben ist nicht schwer« (Baptiste Beaulieu)

»Der junge Arzt Baptiste erzählt von den alltäglichen Wundern und Missgeschicken, die ihm im Krankenhaus begegnen. Seine wahren Geschichten über liebenswerte Hypochonder, cholerische Chirurgen und tapfere Kollegen dienen vor allem einem Ziel: seiner schwerkranken Lieblingspatientin in Zimmer 7 ein Lächeln auf die blassen Wangen zu zaubern.«

»Leben ist nicht schwer« habe ich erst Anfang November gelesen, aber schon nach den ersten Seiten wusste ich, dass es eins meiner Jahreshighlights werden würde. Baptiste Beaulieu erzählt von Patienten und Krankheiten, Diagnosen und Behandlungen, doch zwischen den Zeilen steht vor allem eins: Menschlichkeit. Und davon jede Menge. Mit den locker erzählten kleinen Geschichten brachte mich das unscheinbar aussehende Büchlein mal zum Schmunzeln, mal zum Nachdenken, mal hinterließ es einen dicken Kloß im Hals. Witzig, klug, einfühlsam – dieses Buch ist alles.

»In deinem Licht und Schatten« (Louisa Reid)

»Rebecca und ihre Zwillingsschwester Hephzibah könnten unterschiedlicher nicht sein: die eine schön wie im Märchen, die andere hässlich wie die Nacht. Nur eines haben sie gemeinsam: das Elternhaus, in dem Kälte und Gewalt regieren. Seit sie denken können, retten die Schwestern sich gegenseitig vor den Ausbrüchen des Vaters. Bis eine den Ausbruch wagt und die andere zurücklässt. Denn wenn dein Leben die Hölle auf Erden ist, was hast du dann noch zu verlieren? – Alles.«

»In deinem Licht und Schatten« ist wohl das Buch, das mir 2015 am meisten Gänsehaut bereitet hat. Die Geschichte um Rebecca und Hephzi hat mich tief berührt, aber vor allem mit jeder neuen Seite wieder geschockt und mir kalte Schauer über den Rücken gejagt. Der eindringliche Schreibstil und die düstere Atmosphäre taten ihr Übriges und ließen mich das Buch kaum noch freiwillig aus der Hand legen.

»34 Meter über dem Meer« (Annika Reich)

»Ella und Horowitz könnten nicht unterschiedlicher sein: Ella, jung und verträumt, beginnt gerade ihren ersten Job bei einem Radiosender und hat sich zum ersten Mal verliebt – in Paul. Horowitz, alt und schrullig, ist gescheiterter Meeresforscher, der das Meer nie gesehen hat. Doch eines verbindet die beiden: Sie wünschen sich ein anderes Leben. Über eine merkwürdige Annonce treffen sie aufeinander: ›6-Zimmer-Wohnung in Berlin-Charlottenburg zu tauschen gegen 2/3-Zimmer.‹ Ella geht sofort auf das Angebot ein, und zögerlich beginnt sie auch, Paul in ihre Nähe zu lassen.«

»34 Meter über dem Meer« war eine weitere Zufallsentdeckung in diesem Jahr. Ich hatte mir gar nicht so viel von dem Buch versprochen, fand einfach nur, dass der Klappentext nach einer amüsanten Geschichte klang. Aber das schmale Taschenbuch bietet wesentlich mehr als ein bisschen Witz und Humor. Klug und auch mal ein wenig melancholisch erzählt es davon, wie schwierig (oder unmöglich) es ist, das eine passende, traumhaft perfekte Leben zu führen – egal, in welchem Alter man ist.

»Was fehlt, wenn ich verschwunden bin« (Lilly Lindner)

»April ist fort. Seit Wochen kämpft sie in einer Klinik gegen ihre Magersucht. Und seit Wochen antwortet sie nicht auf die Briefe, die ihre Schwester Phoebe ihr schreibt. Wann wird April endlich wieder nach Hause kommen? Warum antwortet sie ihr nicht? Phoebe hat tausend Fragen. Doch ihre Eltern schweigen hilflos und geben Phoebe keine Möglichkeit, zu begreifen, was ihrer Schwester fehlt. Aber sie versteht, wie unendlich traurig April ist. Und so schreibt sie ihr Briefe. Wort für Wort in die Stille hinein, die April hinterlassen hat.«

Wenn »In deinem Licht und Schatten« das Buch war, das mir 2015 am meisten Gänsehaut bereitet hat, dann war »Was fehlt, wenn ich verschwunden bin« dasjenige, das mich die meisten Tränen hinunterschlucken ließ. Ich lese hauptsächlich auf dem Weg zur Arbeit bzw. zurück und musste das Buch in der U-Bahn mehr als einmal zur Seite legen, weil es mich zu sehr bewegt hat. Wer emotionale Bücher liebt, sollte sich dieses auf keinen Fall entgehen lassen. Auch Zitatliebhaber kommen bei Lilly Lindner voll auf ihre Kosten: Ich glaube, ich habe mir selten so viele Zitate aus einem einzigen Buch herausgeschrieben wie bei diesem.

»Heute beginnt der Rest des Lebens« (Marie-Sabine Roger)

»Es ist Mortimers 36. Geburtstag, und er wird sterben. So wie alle Männer aus seiner Familie mit 36 gestorben sind. Doch als Mortimer abends immer noch lebt, wird ihm klar: Der Fluch hat ihn verschont. Doch was nun? Sein Job und seine Wohnung sind gekündigt und bisher hat er keine Ziele oder Ambitionen gehabt. Plötzlich muss er lernen zu leben. Dabei helfen ihm Paquita und Nassardine vom Crêpe-Stand an der Ecke. Und zum Glück ist da auch noch Jasmine, die manchmal auf Parkbänken sitzt und weint, damit es den Menschen besser geht.«

Ein neuer Roman von Marie-Sabine Roger ist allein schon ein Highlight, denn die skurril-schrulligen Charaktere und ihre Geschichten sowie der poetische Schreibstil der Autorin sind einfach unvergleichlich. Mortimer aus »Heute beginnt der Rest des Lebens« und seine Freunde sind allerdings eine ganz besondere Truppe, die sich mit jeder Seite etwas mehr in mein Herz schlich und es dabei auch noch schaffte, eine treffende Parabel über den Sinn des Lebens zu erzählen – des Lebens, das wir viel zu oft aus Angst vor Fehlern oder Rückschlägen nicht wirklich zu leben wagen.

Zusammenfassend befinden sich unter meinen fünf Jahreshighlights gleich drei Bücher, die sich mit dem Leben und dessen Sinn beschäftigen – und damit, sich die eigenen Wünsche und Träume zu erfüllen, solange noch die Zeit dafür bleibt. Und das ist doch eine wirklich gute Überleitung ins neue Jahr, findet ihr nicht?

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14 Kommentare

  1. Wahnsinn, dass du sooo wenig rezensiert hast. Es war zwar (leider) sehr still hier – dabei gehörst du doch zu meinen allerliebsten Rezischreiberinnen -, aber dass es nur so wenige Bücher waren, hätte ich jetzt nicht gedacht.
    Lilly Lindner ist auch für mich ein absolutes Jahreshighlight. Hast du auch schon "Splitterfasernackt" von ihr gelesen?

    Ich habe zu Weihnachten "Das Leben ist ein listiger Kater" von Marie-Sabine Roger bekommen und freue mich schon sehr darauf.

    Allerliebste Grüße, Tine

    • Ja, ich fand es auch ein kleines bisschen erschreckend. Andererseits hatte ich nicht einmal mit zwei Rezensionen gerechnet, denn ich war der Meinung, schon seit Ewigkeiten gar nichts mehr rezensiert zu haben. Hier bieten sich gute Gelegenheiten für Neujahrsvorsätze. Dass ich zu deinen allerliebsten Rezischreiberinnen gehöre, ist auf jeden Fall ein dicker Motivationsschub. Ich danke dir!

      Von Lilly Lindner kenne ich bisher noch nichts weiter. Die Meinungen, die ich bisher zu »Splitterfasernackt« gehört habe, waren auch recht unterschiedlich und ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob ich eine so persönliche Geschichte wirklich lesen möchte. Deinem Blogparade-Rückblick entnehme ich, dass du das Buch auch noch nicht kennst?

      »Das Leben ist ein listiger Kater« fand ich auch super – obwohl »Heute beginnt der Rest des Lebens« meiner Meinung nach noch einen Tick besser ist. Aber mit einem Roger-Roman kann man insgesamt recht wenig falsch machen. 😉

    • Yeeeah, Motivation!!! Ich sag dir das auch gerne in regelmäßigen Abständen immer mal wieder, wenn's hilft. 😉

      Ja, "Splitterfasernackt" ist sicherlich sehr speziell. Meine Freundin Nanni hat es abgebrochen, weil es ihr zu krass und zu persönlich war. Sie schenkt es mir jetzt allerdings und ich werde es einfach mal probieren.

      "Heute beginnt der Rest des Lebens" hat mich vom Klappentext her auch total angesprochen. Was mich bisher noch vom Lesen abhält, ist der enorm hohe Preis für ein so dünnes Büchlein. Das sehe ich irgendwie nicht so ganz ein.

      Liebste Grüße

    • Das darfst du gerne tun, hab ich gar nichts dagegen. 😉

      Dass das Buch zu persönlich sein könnte, habe ich auch so befürchtet. Der Klappentext liest sich schon so und da kommen ja gleich mehrere Themen zusammen, die einzeln schon erschreckend genug sind. Aber ich bin gespannt auf deine Meinung, wenn du es liest. Vielleicht überzeugt mich das dann doch noch davon, dass ich das Buch unbedingt lesen muss. 🙂

  2. RoM sagt

    May the Force be with you, Moena.
    Inzwischen hat uns das Jahr ja wieder in Händen; die Woche ist nicht mehr ein Hangeln zwischen Fest- & Feiertagen.*
    Wobei ich ja eh der Winterpause jetzt fröhne… 🙂

    Spontane Jobwechsel sind was gutes. Zumal wenn sie einem beruflich gleich mit entgegenkommen. Quasi der Sprung vom schreitenden zum trabenden Pferd.

    "Das Leben ist nicht schwer" erscheint mir als Pflichtlektüre im Gesundheitswesen mehr als geeignet. Speziel für die Buchhalter auf jeder Ebene, die in kranken Menschen einzig Zahlen erkennen wollen. In der Folge dann weniger Mrd bei Konzernen und mehr bei Menschen ankämen. Tagträumerisch, ich weiß.

    "34 Meter über dem Meer" – die Welt ist wohl so zerfressen, weil Menschen das Leben ihrer Träume nicht erlaubt ist. " Nach fixen Vorstellungen hat jeder zu funktionieren!" ist die oberste Direktive überall auf dem Globus.

    "Ein Sinn des Lebens nährt sich nicht aus jeder selbstzerfressenen Eigensucht, der Manie nach dem Ultimativen. Sinn liegt jeder Manifestation des Schönen in & um uns."
    (Myrelle Minotier)

    Zu einem Zitat hat Dein Post auch noch Anlaß gegeben…

    bonté

    * gut, bis auf den Mittwoch der Könige jetzt.

    • RoM sagt

      …dem zweiten Satz von Madame Minotier noch ein "bei" ans Ende geklebt und er macht definitiv Sinn!
      🙂

      bonté

    • Na, wie gut, dass wir den Mittwoch der Könige hier in Berlin eh nicht feiern dürfen. Oder nur im Büro. 😉

      Stimmt, »Leben ist nicht schwer« sollten definitiv so einige Leute lesen, die hierzulande im Gesundheitswesen beschäftigt sind, auf diversen Ebenen. Aber auch jeder andere darf das quietschgelbe Buch gerne zur Hand nehmen – es schadet auch nicht. 😉

      Zu deinen »34 Meter über dem Meer«-Gedanken: Haben wir wirklich zu funktionieren oder bilden wir uns das nur ein? Die meisten entscheiden sich nach der Schule für einen Weg und anschließend meinen wir, diesen Weg stur bis zum Ende geradeaus gehen zu müssen. Wo vielleicht ein paar Seitenwege und Umleitungen viel besser zu uns passen würden. Und am Ende hat man sich auf dem richtigen Weg verlaufen.

      Und zum Zitat: Wie immer trefflich formuliert und zugefügt. Ich hoffe auf viel Zitat-Input auch im neuen Jahr! 🙂

    • RoM sagt

      …zu den 34m-Gedanken kommt mir in den Sinn, daß wir im Grunde schon dann nicht "funktionieren", wenn wir den Manager-Paradigmen* die Absage erteilen. Was zu guter letzt zählt ist das eigene Heim & die Leute, die einen mögen.
      Ich hör' schon, wie sich das Ei ostentativ räuspert ("Fertig?!!).

      Du liest gerade "Mordsmöwen"… 🙂

      bonté

      * mehr, mehr, noch mehr, viel mehr…

    • Die Mordsmöwen sind schon fast wieder ausgelesen. 40 Seiten noch mit Ahoi & Co. 😉

  3. Erst mal viel Spaß und vielleicht auch ein bisschen Glück, dass alles mit dem Haus so klappt wie ihr euch das vorstellt 🙂

    Auf die Autorin Marie-Sabine Roger bin ich erst kürzlich gekommen und bin inzwischen ganz erstaunt, dass sie mir all die Jahre entgehen konnte. Mein erstes Buch von ihr liegt schon bereit und ich muss nur noch die dafür nötige Zeit finden. "Heute beginnt der Rest des Lebens" steht aber schon mal auf der Wunschliste und ich bin zuversichtlich, dass das Buch in naher Zukunft auch den Einzug in mein Regal schafft 😉

    Liebe Grüße Tessa

    • Danke dir! 🙂 Der Spaß kommt hoffentlich noch, das Glück könnte gerade gerne den Winter verjagen, damit der Bau endlich beginnen kann.

      Welches Buch von Marie-Sabine Roger wird denn dein erstes? Ich habe sie mit »Das Labyrinth der Wörter« für mich entdeckt und seitdem jeden neuen Roman direkt bei Erscheinen kaufen müssen. Das habe ich ansonsten nicht oft. 🙂

    • Genau das 🙂
      Es sieht also sehr gut aus für mich und meinen Lesespaß…

  4. Ave,
    wird es in dem neuen Haus denn auch ein eigenes Bücherzimmer geben? 😉

    Wünsche dir auf jeden Fall ein erfolgreiches 2016 – mit hoffentlich ein wenig mehr Motivation, uns hier zu füttern.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Seitenfetzer

    • Natürlich wird es das. Erstens, weil wir beide Leseratten sind, und zweitens, weil wir sonst gar nicht wüssten, was wir plötzlich mit vier Zimmern statt zweien anfangen sollten. 😛

      Motivationstechnisch ist das neue Jahr schon gut gestartet, das lässt also hoffen. Nur an Zeit und Umsetzung hat es in dieser ersten Woche bisher gemangelt, aber glücklicherweise hat ja jede Woche ein Wochenende. Es kommt also was – yay! 😉

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