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[REZENSION] Jen Minkman: »Die Insel«


Jen Minkman
Die Insel

Originaltitel: Het Eiland
1. Auflage, 2014
E-Book
Seiten: 150

Vielen Dank an die Autorin für das Leseexemplar!

Die sechzehnjährige Leia lebt auf der Insel, einer Welt, in der Kinder ihre Eltern mit zehn Jahren verlassen und fortan auf einem Landgut zusammenleben, bis sie einen Partner finden und heiraten. Erst dann ziehen sie zurück nach Newexter, das Dorf der Erwachsenen. So will es die Schrift, ein uraltes Buch, welches das Leben der Inselwohner bestimmt.
Doch auf der Insel sind sie nicht allein. Die Mauer trennt sie von den Narren: Menschen, die nicht nach der Schrift leben, sondern an Illusionen glauben. Wie zum Beispiel daran, dass es hinter dem Horizont noch viel mehr gibt als die kleine Insel und dass eines Tages jemand aus dieser Welt zu ihnen kommen wird. Dabei weiß doch jeder, dass es dort draußen weit und breit nichts anderes gibt als Wasser!

Leias Glaube gerät jedoch ins Wanken, als sie eines nachts beobachtet, wie Saul – der tyrannische Anführer im Gutshof – und seine Schergen einen verletzten Mann einsperren. Wer ist dieser Mann, den Leia noch nie gesehen hat? Und warum halten sie seine Anwesenheit geheim?
Als Leia im Wald schließlich auf Walt trifft, einen Narren von der anderen Seite der Mauer, ist auf der Insel endgültig nichts mehr, wie es war.

»Es gibt nichts zu lachen, wenn du in einer Welt lebst, in der die Starken immer gewinnen und mehr Rechte haben als der Rest von uns.«

»Die Insel« ist, wie es das Buchcover schon verrät, eine dystopische Novelle. Auf 150 Seiten erschafft die Autorin eine Welt, in der zwei grundverschiedene Menschengruppen leben, die miteinander normalerweise nichts anfangen können. Auf Leias Seite der Insel gelten Regeln, die auf den ersten Blick befremdlich erscheinen. Keiner der Inselbewohner hinterfragt die Schrift und deren Gesetze, denn das alte Buch ist das einzige, das sie von ihren Vorfahren noch besitzen. Am Ende wird allerdings aufgeklärt, wie die Schrift und der Glaube der Inselbewohner entstanden sind. Die Auflösung wirkte auf mich stimmig und durchdacht, was das Geschehen auf der Insel nachvollziehbar macht.

Für den Leser wirkt das, was man über die Schrift erfährt, zunächst ziemlich absurd. Ich will nicht zu viel über den Inhalt verraten, denn das ist es, was die Geschichte ausmacht. Ich hätte mit diesem Hintergrund nicht gerechnet, weshalb ich sehr überrascht war. Denn als Leser aus der heutigen Zeit kennt man die Herkunft der Schrift ganz genau!

»Wir sind auf uns selbst gestellt und können uns nur auf die Macht in uns verlassen. Sie kommt aus unserem Inneren, nicht von außen.«

Die Idee hinter »Die Insel« finde ich sehr interessant. Allerdings gingen mir die meisten Entwicklungen in der Geschichte viel zu schnell. Oft habe ich mir gewünscht, länger an einer Stelle verweilen zu können, um einen genaueren Einblick in die Gedanken und Gefühle der Charaktere zu bekommen. Gefühle kommen in der Geschichte etwas zu kurz. So war mir Leia als Protagonistin zwar sympathisch, aber der Geschichte fehlt es insgesamt an Tiefe. Dabei hat die Idee durchaus genug Potenzial, um aus der ›dystopischen Novelle‹ einen ›dystopischen Roman‹ zu machen.

Über Jen Minkmans Schreibstil lässt sich an sich nicht meckern. Er ist einfach und meistens sehr authentisch für die sechzehnjährige Erzählerin, die nichts anderes kennt als ihre Seite der Insel und die immer gleichen Menschen. Die Dialoge wirkten auf mich allerdings oft etwas hölzern und aufgesetzt, wobei ich nicht beurteilen kann, ob das am Schreibstil der Autorin oder an der deutschen Übersetzung liegt. Generell fielen mir in der deutschen Fassung oft Zeichensetzungs- und Schreibfehler auf, die mich beim Lesen mit der Zeit doch sehr gestört haben.
Fazit
Insgesamt ist »Die Insel« eine kurzweilige und interessante Geschichte über Glaube und Macht, mit der man gut einen ruhigen Nachmittag verbringen oder den Weg zur Arbeit angenehm gestalten kann. Gute Unterhaltung für zwischendurch mit einer spannenden Idee, die allerdings noch mehr Potenzial gehabt hätte.

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