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[REZENSION] Ilse Behl: »Mein Traumschiff«


Ilse Behl
Mein Traumschiff

Abentheuer Verlag
1. Auflage, 2012
Taschenbuch
Seiten: 210
ISBN: 978-3-94065-034-4

Vielen Dank an den Abentheuer Verlag für das Leseexemplar.

Inhalt
Milena ist zwölf, wäre aber am liebsten schon erwachsen. Ihren dreizehnten Geburtstag kann sie deshalb kaum noch erwarten. Gerade ist sie mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder umgezogen und muss nun ganz von vorne anfangen: sich am neuen Wohnort am Meer zurechtfinden, neue Freundschaften schließen und das alles ohne die Hilfe ihrer Eltern, die kaum Zeit für sie haben.
Durch Zufall findet sie bei einem ihrer Erkundungsspaziergänge den kleinen Yachthafen und das Schiff, in das sie sich sofort verliebt. Außerdem begegnet sie Nils. Sein Vater ist der Kapitän ihres Traumschiffs und kann wunderbar Klavier spielen. Endlich scheint alles besser zu werden.
Doch nach einem Sturm wird Nils’ Vater plötzlich vermisst und für alle beginnt eine Zeit des Hoffens und Bangens.
Meine Meinung
»Mein Traumschiff« von Ilse Behl ist ein interessantes Buch, das ein paar gute Lesestunden bietet, wenn man nicht das erwartet, wonach der Klappentext klingt. Nachdem ich die Zusammenfassung auf dem Buchrücken gelesen hatte, hätte ich eine spannende Handlung erwartet, in der es darum geht, den Vater von Nils zu finden oder herauszubekommen, was mit ihm passiert ist. Doch darauf zielt das Buch gar nicht ab.

Viel mehr ist es die Erzählung von Milena, die gerade erst in die Stadt am Meer gezogen ist, weil ihre Eltern hier Arbeit haben. Die zwölfjährige Ich-Erzählerin schildert in meist kurzen, abgehackt wirkenden Sätzen, wie sie die Fremde erlebt. Diesen Schreibstil fand ich am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig, aber doch auch sehr passend für eine fast dreizehnjährige Jugendliche, die eigentlich am liebsten nur ihre Ruhe hätte und überhaupt nicht reden würde.

Anfangs ist Milena recht teilnahmslos, unzufrieden, will den neuen Ort und die Wohnung gar nicht mögen. Bis sie ihren ersten Ausflug mit dem Rad unternimmt. Dabei findet sie den Yachthafen und trifft auf Nils und dessen Freund Bülent, die Milena mit auf das Schiff nehmen, das Nils’ Vater gehört. Milena fühlt sich sofort wohl und zum ersten mal ein wenig zu Hause in der neuen Stadt. Doch gerade, als alles gut zu werden scheint, macht ihr das Schicksal wieder einen Strich durch die Rechnung. Nicht nur, dass sie von einem Betrunkenen belästigt wird. Nach einem heftigen Sturm ist ausgerechnet ihr Traumschiff verschwunden. Und mit ihm sein Kapitän, Nils’ Vater.
Eine Katastrophe – nicht nur für Milena, sondern vor allem für Nils, dem das Schiff sehr wichtig ist.

So plätschert die Handlung eher ruhig dahin, ohne allzu viel Spannung aufzubauen. Doch darauf will das Buch auch gar nicht hinaus. Es macht auf mich eher den Eindruck einer geeigneten Schullektüre, die mit pädagogischem Anspruch an für Jugendliche wichtige Themen herangeht. Vor allem geht es natürlich um das Fremdsein an einem neuen Ort, das Erwachsenwerden und die Pubertät, sowie die Missverständnisse mit den eigenen Eltern, die viel zu beschäftigt sind, um mitzubekommen, was in ihrer Tochter vorgeht. So geht es auch um das Selbstständigwerden und Verantwortung übernehmen, Geheimnisse haben. Themen wie Alkoholsucht und Ausländerfeindlichkeit (bzw. einfach das Anderssein als Ausländer) werden gestreift. Aber natürlich geht es auch um Freundschaft, gegenseitige Unterstützung und um die erste zarte Liebe.

Insgesamt ist das Buch gut zu lesen und bietet einiges an Gesprächsstoff für Eltern und Kinder. Mir fehlten in Milenas Erzählung allerdings oft ein paar Emotionen. Ihr abgehackter, knapper Erzählstil war mir an einigen Stellen ein wenig zu nüchtern und die Themenwechsel oft zu abrupt.
Am Ende hätte ich mir eine bessere Auflösung gewünscht, da die des Buches für mich nicht wirklich zufriedenstellend war.
Fazit
Ein interessantes Buch über das Erwachsenwerden und das Fremdsein, das mir als Lektüre im Deutschunterricht sicher gut gefallen hätte.

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2 Kommentare

  1. RoM sagt

    Grüß Dich, Moena.
    Es bleibt vermutlich ein wichtiger Part des sich Abnabelns – sich von den Eltern nicht mehr verstanden zu fühlen. Ein wenig bockig sein, nicht minder. Milena ist eben Teenager.

    Amüsierend finde ich es deshalb, wenn besorgte Mütter – die Abteilung "Perfekt" – sich in Radiosendungen zu Wort melden und das "angespannte" Verhältnis zu ihren pubertierenden Töchtern beklagen. "Was mache ich falsch?".

    Was den spartanischen Stil, die schnellen Wechsel, das unrunde Ende angeht – all das würde eigentlich zur jugendluchen Perspektive passen. Schlußendlich, wie eine spontane Reihe von Momentaufnahmen.

    Das Cover birgt ein wenig den Charme von Büchern aus den späten 50ern. 🙂

    bonté

  2. Ich finde diese Elternreaktionen vor allem deshalb amüsant, weil die Eltern früher mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit genauso waren und sich nur nicht mehr daran erinnern (wollen) bzw. sich selbst nicht so gesehen haben. Wenn man aber deren Eltern fragen würde … 😉

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