
Rot wie das Meer
Originaltitel: The Scorpio Races
Script5
1. Auflage, 2012
Hardcover
Seiten: 426
ISBN: 978-3-8390-0147-9
Inhalt
Jedes Jahr im November wird die Insel Thisby von den Capaill Uisce heimgesucht – wunderschönen Pferden, die direkt der rauen See entsteigen. Doch ihre Schönheit ist trügerisch, denn sie sind gefährliche Raubtiere, die nur der Hunger nach Fleisch an Land treibt. Schnell wie der Seewind und tückisch wie das Meer, ziehen sie die Menschen in ihren Bann. Beim alljährlichen Scorpio-Rennen, bei dem die Teilnehmer auf ihren gefangenen Capaill Uisce gegeneinander antreten, lassen nicht wenige Männer ihr Leben. Jedes Jahr färbt ihr Blut und das ihrer Capaill die Wellen des Meeres rot.
Auch Sean Kendrick musste als kleiner Junge mit ansehen, wie sein Vater bei diesem Rennen starb. Trotzdem lebt Sean für das Rennen und für das Pferd, das ihn viermal in Folge zum Sieg galoppierte.
Doch dieses Jahr wird das Rennen nicht so sein wie all die Jahre zuvor: Als erste Frau hat sich Kate Connolly, von allen nur Puck genannt, in den Kopf gesetzt, am Scorpio-Rennen teilzunehmen. Während einige der Teilnehmer die junge Frau am liebsten vom Rennen ausgeschlossen sehen würden, nötigt ihr Mut Sean Respekt ab und zwischen beiden entwickelt sich mehr als nur Freundschaft. Doch bei diesem Rennen kann es nur einen Gewinner geben – und für beide steht in diesem Jahr alles auf dem Spiel.
Meine Meinung
»Rot wie das Meer« ist eines der Bücher, bei denen ich lange überlegt habe, ob ich sie kaufen und lesen will. Das heißt, eigentlich war ich mir fast sicher, dass ich dieses Buch niemals lesen würde. Der Klappentext sprach mich auf den ersten Blick nicht besonders an und für Pferde habe ich mich auch nie allzu sehr interessiert, also schaffte es das Buch nicht einmal auf meine Wunschliste. Auch störte ich mich an der Bezeichnung »Capaill Uisce«, weil ich absolut keine Ahnung hatte, wie man das Wort aussprechen soll. (Das wird aber netterweise direkt vorn im Buch erklärt – es lohnt sich also, auch dem Impressum ein wenig Aufmerksamkeit zu schenken.) Als ich es dann aber in der Buchhandlung stehen sah, zogen mich das Cover und das Wissen um Maggie Stiefvaters wunderbaren Schreibstil doch magisch an. Und nachdem ich den ersten Satz gelesen hatte, lag das Buch plötzlich im Einkaufskorb.
»Heute ist der erste November und das bedeutet, heute wird jemand sterben.«
Mir war Maggie Stiefvater bisher durch ihre Werwolftrilogie bekannt, die ich wirklich geliebt habe. Auch in »Rot wie das Meer« findet man ihren gewohnt tollen Schreibstil wieder, der sich leicht lesen lässt und gleichzeitig das Geschriebene durch wunderschöne Metaphern und Beschreibungen bildhaft macht. Auch die kurzen Kapitel, die abwechselnd aus der Sicht von Puck und Sean erzählen, erinnern an »Nach dem Sommer«. Aber da hören die Gemeinsamkeiten auch fast schon auf.
Die Atmosphäre in »Rot wie das Meer« ist ziemlich düster. Die raue Novembersee treibt die blutrünstigen Wasserpferde an Land und die Gefahr und die Anspannung sind die ganze Zeit über zu spüren, was das Ganze umso greifbarer macht. Anfangs war es diese Stimmung, die mich ein wenig störte, aber das gab sich recht schnell, als mich die Handlung und die Pferde in ihren Bann zogen.
Dabei beginnt »Rot wie das Meer« eher langsam. Man erfährt zunächst die Vorgeschichten von Puck und Sean und wie sie sich seither auf der Insel so durchschlagen. Sean hat vor Jahren beim Scorpio-Rennen seinen Vater verloren, ebenso wie dessen roten Capaill Uisce-Hengst Corr. Doch Corr kehrte Jahre später aus dem Meer zu ihm zurück und ist deshalb die einzige Familie, die Sean hat. Doch der Hengst gehört ihm nicht, sondern dem Gestütsbesitzer Malvern, dem auch die halbe Insel gehört. Sean arbeitet für ihn und trainiert seine Pferde, während er jedes Jahr darum bangt, ob er Corr beim Rennen reiten darf. Viermal schon hat Corr Sean zum Sieg getragen und in diesem Jahr steht für die beiden mehr auf dem Spiel als sonst, nicht nur, weil Mutt, Malverns nichtsnutziger Sohn, Sean das Leben zur Hölle macht.
Kate Connolly, die von allen Puck genannt wird, lebt mit ihren beiden Brüdern Gabriel und Finn in einem etwas heruntergekommenen alten Haus. Ihre Eltern starben auf dem Meer durch ein wildes Capaill Uisce. Seitdem schlagen sich die Geschwister mehr schlecht als recht durch. Das Geld ist stets knapp und außer Bohnen und Apfelkuchen gibt es nicht viel, doch Puck ist zufrieden mit ihrem Leben auf der Insel. Seit ihre Mutter ihr das Reiten beibrachte, ist die kleine Stute Dove Pucks ein und alles. Doch wie aus dem Nichts eröffnet Gabe seinen Geschwistern, dass er die Insel verlassen will. Und dann steht plötzlich auch noch das Haus auf dem Spiel. Puck sieht nur einen Ausweg: sie will das Scorpio-Rennen reiten und das Preisgeld gewinnen. Doch auf eines der blutrünstigen Capaill Uisce zu steigen, kommt für sie nicht infrage. Sie wählt Dove, ihr gewöhnliches Inselpferd, das kaum größer ist als ein Pony.
Neben den beiden Hauptcharakteren gibt es noch zahlreiche weitere Namen, die auftauchen, die ich aber trotzdem gut auseinanderhalten konnte. Sehr sympathisch war mir George Holly, der Besucher vom Festland, der eigentlich nur auf der Insel ist, um Pferde zu kaufen und sich das Scorpio-Rennen anzusehen. Der Pferdenarr ist aber nicht einfach nur irgendein Tourist. Er gibt Sean und Puck mehr als einmal hilfreiche Ratschläge und bleibt bis zum Schluss an ihrer Seite.
»Erstaunlich, wie schnell George Holly zu einem von uns geworden ist – da reite ich bei einem Rennen gegen ein paar Dutzend Capaill Uisce mit und alles, wovor er mich warnt, sind die Männer.«
Ab dem ersten Zusammentreffen von Puck und Sean wird die Geschichte spannender. Puck sieht sich immer neuen Problemen gegenüber. Nicht nur, dass Dove den gigantischen Wasserpferden augenscheinlich weit unterlegen ist, auch sie selbst wird von den Männern am Strand nicht besonders wohlwollend betrachtet. Sean ist der Einzige, der ihr nach anfänglicher Skepsis hilft und ihr nicht nur wertvolle Tipps gibt, sondern allmählich zum Freund wird und schließlich mehr als das. Diesen Teil der Geschichte fand ich sehr gelungen, denn die Liebesgeschichte steht nicht im Vordergrund. Es geht hauptsächlich um das Rennen, die besonderen Pferde und das, was für Sean und Puck jeweils auf dem Spiel steht. Die Liebe zwischen den beiden schimmert eher zaghaft durch, was sehr gut zu den beiden Charakteren passt. Trotzdem ist spürbar, was die beiden füreinander empfinden und welche Auswirkungen das vor allem beim Rennen auf die Geschehnisse hat.
»Die Wasserpferde sind hungrig und niederträchtig, boshaft und wunderschön, sie hassen und sie lieben uns.«
Das Rennen selbst findet erst ganz am Ende des Buches statt und ist nicht nur spannungstechnisch der Höhepunkt des Romans. Es lässt den Leser mitfiebern und mitbangen, wer denn nun gewinnen wird und ob es überhaupt einer der beiden schafft, sein Ziel zu erreichen.
Das Ende der Geschichte habe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge gelesen. Es ist bitter und gleichzeitig wunderschön. Genau so muss ein guter Roman zu Ende gehen.
Fazit
Mal wieder eine wunderbare Mischung aus Spannung, Liebe und eindrucksvoller Atmosphäre aus Maggie Stiefvaters Feder.
Salut, Moena.
Ein Roman, der viel von den Figuren und der Stimmung lebt. Die Story von der Außenseiterin, die belächelt/angefeindet aus scheinbar unterlegener Position in einen Wettstreit tritt, ist Disney pur – tut aber nix zu Sache!
Denn das Wie bleibt entscheidend!
Angeblich sollen ja bereits die alten Griechen jede mögliche Geschichte bereits ersonnen haben. Girl meets boy weiß dennoch jede Generation auf's Neue zu interessieren.
Ich kann mir die Beziehung zwischen Puck & Sean lebhaft vorstellen!
Täusche ich mich, oder bettet Miss Stiefvater ihre Fantasy eher beiläufig in eine normale Umgebung ein?
Schätze das Bücherei wird den Roman nicht mehr rausrücken wollen.
bonté
Na, für einen Disneyfilm sind die Pferde wohl etwas zu blutrünstig und allgemein gibt es wahrscheinlich zu viele Tote. 😉
Du täuschst dich übrigens nicht. Die Romane, die ich von Maggie Stiefvater bisher gelesen habe, spielen alle in einer relativ realen Umgebung, wenn man von den Mythenwesen absieht. Das gelingt nicht jedem Autor so gut, denke ich.
Und stimmt – das Buch hat seinen festen Platz im (neuen!) Regal erobert. 😉
Super geschrieben.
Ich hab mir um ehrlich zu sein noch nie den Klapptext durchgelesen. Mir geht es wie dir mit Pferden. Niedlich aber wirklich fanatikerin bin ich nicht (obwohl ich schon gerne reiten lernen würde…aber nur aus spaß 🙂 ) Dazu hilft aber auch meine Angst vor Tieren auch nicht weiter (obwohl ich hier drei Papageie hab und bald sogar ne Katze bekomme…wie das wohl weiter geht mit mir?)
Aber wie du so schön erklärt hast >< Muss ich jetzt unbedingt auch haben (aber da kann es glaub noch warten) Ich hab bisher noch keines der Werke dieser Autorin gelesen aber alle schwärmen so von ihr. Ich nehme mir jetzt vor, dieses Jahr ein Buch von ihr zu kaufen >:D
lg Alisia
alisiaswonderworldofbooks.blogspot.de
Das Buch ist wirklich gut. Genauso wie die Wolfstrilogie von Maggie Stiefvater. Die habe ich ja sehr geliebt, besonders den ersten Band. Kann ich also nur empfehlen, so für dein Jahresprojekt. 😉
Verträgt sich die Katze denn dann mit den Papageien? Meine würde wahrscheinlich ihre Zelte vor dem Vogelkäfig aufschlagen und darauf warten, dass mal einer die Tür aufmacht. 😀
Wow , das ist ja mal eine richtig schöne Rezension ! Das Buch steht auch noch ganz oben auf meiner Wunschliste und nun bin ich richtig neugierig auf das Buch *-* Ich bin auch gleich mal deine 140 Leserin geworden ^^Würde mich freuen wenn du mal bei mir vorbei schaust , da läuft auch grade ein Gewinnspiel .
Alles Liebe
Jenny
http://jemasija8.blogspot.de/
Jenny
Danke dir. Sowohl für dein Lob zu meiner Rezension als auch fürs Leser werden. 140 ist doch eine schöne Zahl. 🙂
Das Buch ist auf alle Fälle empfehlenswert. Und bei dir schaue ich jetzt auch gleich mal rein. 😉