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[REZENSION] Andreas Steinhöfel: »Rico, Oskar und die Tieferschatten«


Andreas Steinhöfel
Rico, Oskar 
und die Tieferschatten

Carlsen
1. Auflage, 2008
Hardcover
Seiten: 220
ISBN: 978-3-551-55551-9

Inhalt
Rico ist tiefbegabt. Das ist das Gegenteil von hochbegabt. Er hat ein Problem mit rechts und links, weshalb er nur geradeaus laufen kann, damit er sich nicht verläuft, und er verliert beim Erzählen oft den roten Faden. Denn in Ricos Kopf geht es meistens zu wie in einer Bingotrommel: Alles wirbelt durcheinander.
Die perfekten Voraussetzungen also für den Ich-Erzähler eines Romans!

»Ich sollte an dieser Stelle wohl erklären, dass ich Rico heiße und ein tiefbegabtes Kind bin. Das bedeutet, ich kann zwar sehr viel denken, aber das dauert meistens etwas länger als bei anderen Leuten. An meinem Gehirn liegt es nicht, das ist ganz normal groß. Aber manchmal fallen ein paar Sachen raus, und leider weiß ich vorher nie, an welcher Stelle. Außerdem kann ich mich nicht immer gut konzentrieren, wenn ich etwas erzähle. Meistens verliere ich dann den roten Faden, jedenfalls glaube ich, dass er rot ist, er könnte aber auch grün oder blau sein, und genau das ist das Problem.«

Doch trotz seiner vielen Probleme ist Rico ein aufgeweckter und vor allem neugieriger Junge. Stößt er auf etwas Merkwürdiges, geht er der Sache nach, wie etwa der mysteriösen Fundnudel auf dem Bürgersteig vor dem Haus in der Dieffenbachstraße in Berlin-Kreuzberg, in dem er mit seiner Mutter lebt. Die würde Rico am liebsten mit dem neuen Mieter Herrn Westbühl verkuppeln, denn der wäre doch ein prima Vater, findet Rico.

Als er auf dem Spielplatz auf Oskar trifft, ahnt Rico noch nicht, dass für die beiden bald ein ganz anderes Abenteuer beginnt. Denn Oskar mit den großen Zähnen und dem Sturzhelm auf dem Kopf ist dem berüchtigten Mister 2000 auf der Spur – dem Entführer, der immer wieder Kinder in seine Gewalt bringt und sie unverletzt wieder laufen lässt, sobald er das von ihm geforderte Lösegeld von 2000 Euro bekommen hat. Als Oskar dann plötzlich verschwindet, muss Rico auf einmal allein herausfinden, wo der Entführer seine Opfer festhält, um seinen neuen Freund zu retten. Und dafür muss er sogar seine Angst vor den unheimlichen Tieferschatten überwinden.

Rico erklärt unbekannte Wörter auf seine eigene Weise

Meine Meinung
»Rico, Oskar und die Tieferschatten« ist das erste Buch der inzwischen dreiteiligen Reihe. Für den Leser entwickelt sich ein spannender Krimi, bei dem man miträtseln oder auch einfach nur über Rico und seine wirren Gedankengänge schmunzeln kann. Gerade die Art, wie Rico mit seinem Handicap umgeht, ist immer wieder amüsant und es macht großen Spaß, zu verfolgen, wie er dem Rätsel um den mysteriösen Entführer Schritt für Schritt auf die Spur kommt.

Zu der spannenden Handlung gesellen sich Charaktere, die autentisch sind und Spaß machen. Rico ist nicht der Hellste, hat aber ein großes Talent zum Beobachten
und Erzählen, das es leicht macht, die Welt durch seine Augen zu sehen.
Oft findet er in seiner kindlichen Naivität bessere Worte, um die Dinge
zu erklären, als es ein Erwachsener je könnte und das aber auf eine
einfache Art, die nicht nur Kindern das Lesen leicht macht.

Und wenn Rico mal etwas nicht weiß, hilft ihm seine alleinerziehende
Mutter. Die ist wegen ihres aufreibenden Jobs in einem Nachtclub zwar
oft nicht zu Hause, gibt ihrem Sohn aber dennoch den nötigen Halt und
das Selbstbewusstsein, das er braucht, um trotz seiner kleinen Nachteile
aufrecht durchs Leben zu gehen.

Ganzseitige Illustrationen am Kapitelanfang von Peter Schössow

Die Gestaltung des Buches ist ein weiteres Highlight. Die schwarz-weißen Illustrationen von Peter Schössow passen super zur Stimmung der Geschichte und die »Bingotrommel« in Ricos Kopf findet immer wieder Platz in Form kleiner Bingokugeln zwischen den Absätzen. Wenn Rico auf unbekannte oder schwierige Wörter trifft, schlägt er sie in einem Wörterbuch nach und schreibt ihre Bedeutung in sein Ferientagebuch. Auch das wird in Illustrationen dargestellt.

Die Auflösung am Ende ist schlüssig und nachvollziehbar (und ebenso amüsant), obwohl es nicht so einfach ist, selbst auf die Lösung zu kommen. Beim zweiten Lesen des Buches fielen mir sehr viele kleine Hinweise auf, auf die man beim ersten Mal gar nicht achtet. So führt Andreas Steinhöfel den Leser geschickt durch ein spannendes Abenteuer mit viel Witz und Humor.
Fazit
Andreas Steinhöfel hat mit viel Humor und Wortwitz ein lustiges,
lehrreiches und gleichzeitig auch noch spannendes Kinderbuch geschaffen, das den Leser zusammen mit liebevoll gezeichneten Charakteren zu einem großen Abenteuer einlädt.

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7 Kommentare

    • Ist es. 😉 Ich hab hier nur Band 2 und 3 liegen, die hab ich aber auch noch nicht gelesen. 😛

  1. Das Buch hab ich Anfang letzten Jahres auch gelesen und muss unbedingt auch Band 2 und 3 mal lesen.
    Das Zitat hab ich übrigens auch ausgewählt, das ist einfach ♥

    • Für Kinder in dem Alter an sehr vielen Stellen. Unter anderem werden unbekannte und schwierige Wörter von Rico erklärt, sodass Kinder sie verstehen können. Zum anderen enthält das Buch auch die eine oder andere Moral.

  2. Anonym sagt

    Ich persönlich finde es nicht ganz Kindgerecht da Wörter wie "Missgeburt, Busen, Titten" vorkommen. Aber das Buch ist lustig und witzig auch wenn es unterschiede von Bildern und Text sind.

    Ich würde es ihnen em pfehlen! 🙂

  3. Anonym sagt

    Ich muss dafür ein Lesetagebuch für die Schule führen. Danke für die Hilfe.

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