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[REZENSION] Sharon Owens: »Das Café der kleinen Träume


Sharon Owens
Das Café der kleinen Träumen

Originaltitel: The Teahouse on 
Mulberry Street
Droemer Knaur
1. Auflage, 2008
Taschenbuch
Seiten: 427
ISBN: 978-3-426-50097-3

Inhalt
Mitten in der Großstadt gibt es einen Ort, den die Zeit vergessen hat: das Café von Penny und Daniel.
Doch während ihre Gäste guten Tee und den legendären Kirschkuchen genießen, wird Penny von Sorgen geplagt. Das Café muss renoviert werden – und auch ihr Leben könnte frische Farbe vertragen.
Als Penny etwas zu ändern versucht, muss sie erkennen, dass es für alles eine Zeit gibt: eine Zeit, um zu streiten, eine Zeit, um zu trauern. Und eine Zeit, um endlich glücklich zu werden.
Meine Meinung
Sharon Owens’ Roman über das kleine Café in Belfast fiel mir dadurch auf, dass er überall nur positive Bewertungen hatte, die den Schreibstil und die Handlung in den Himmel lobten.
Ein solches Buch muss doch einfach gut sein, oder? – Leider kann ich dem überhaupt nicht zustimmen.

Das Buch beginnt mit der Schilderung von Daniels und Pennys Arbeitsalltag im Muldoon’s und einer Beschreibung des Cafés selbst. Schon dieser Einstieg konnte mich kein bisschen fesseln. Stattdessen schleppte ich mich durch die Seiten und überflog mehr, als dass ich in die Geschichte eintauchte.

Nach dem ersten Kapitel folgen einige weitere, in denen andere Charaktere vorgestellt werden. So gewinnt man Einblicke in das Leben verschiedener Cafébesucher und erfährt deren Hintergründe, Probleme und Träume. Da die verschiedenen Charaktere am Anfang kaum etwas miteinander zu tun haben und in jedem Kapitel ein bis zwei neue Figuren dazukommen, hat man schnell einen ganzen Haufen verschiedener Menschen, von denen ich mir einige gut merken konnte, andere dagegen gar nicht. Im weiteren Verlauf des Buches fragte ich mich oft, ob ein bestimmter Name zuvor schon einmal aufgetaucht war oder ob ich es wieder mit einer neuen Figur zu tun hatte. Durch die langatmigen Erzählungen fiel es mir außerdem sehr schwer, einen Bezug zu den Charakteren aufzubauen und so entwickelte sich bei mir auch kein Interesse, zu erfahren, wie es mit den einzelnen Figuren weitergeht.


Die Hintergrundgeschichten, die das Handeln der Charaktere erklären sollen, wirkten auf mich ziemlich kitschig und klischeehaft. So wird Daniel als geiziger Ehemann beschrieben, weil er als Kind von seiner Mutter verlassen wurde und bei seiner Tante leben musste, die ihm nicht einmal neuwertige Kleidung gönnte. Überhaupt war mir Daniel als einer der Hauptcharaktere höchst unsympathisch.
Auch die Geschichte von Clare, einer Besucherin des Muldoon’s, wirkte sehr konstruiert. Sie trauert ihrer ersten Liebe hinterher, die sie in einer Diskothek kennenlernte. Liebe auf den ersten Blick. Doch als sie mit dem Bus zu ihren Eltern fahren will, passiert ein – sehr ruckartig beschriebener – Unfall und Clare verliert ihre Handtasche, zusammen mit Adresse und Telefonnummer ihres Schwarms. (Dass sie eine blutende Kopfverletzung davongetragen hat, scheint sie gar nicht zu interessieren.) Sie versucht ihm Nachrichten zukommen zu lassen, erhält jedoch nie eine Antwort, sodass sie glauben muss, seine Liebesbekundungen wären nie echt gewesen, und schließlich enttäuscht mit ihren Eltern die Stadt verlässt. Eigentlich hätte das der Auftakt für einen spannenden Handlungsstrang sein können, doch sofort erfährt man, dass Clares Bekanntschaft die Nachrichten nie erhalten hat und seinerseits enttäuscht war, nie wieder etwas von ihr zu hören.

Der in vielen Rezensionen hochgelobte Schreibstil konnte mich ebenfalls nicht überzeugen. Den Grundsatz »Show, don’t tell« scheint die Autorin nicht zu kennen, denn der Roman besteht fast nur aus Erzählung, die dem Leser die Fakten auf den Tisch klatscht. Die selten vorkommenden Dialoge wirken gestelzt und die Erzählperspektive hat mich stellenweise verwirrt. Denn zunächst wird meist nur die Geschichte einer Figur wiedergegeben, doch teilweise springt der Erzähler dann plötzlich zu den Gedanken anderer Personen. So entsteht beim Lesen keine Spannung, da man als Leser sofort die Auflösung aller eventuellen Fragen vorgekaut bekommt.
Der recht nüchterne Erzählstil ließ bei mir zudem kein Gefühl aufkommen – außer Langeweile und Appetit auf Käsekuchen. Von der Romantik, die hinten auf dem Buch angepriesen wird, konnte ich nichts spüren.

Ich breche Bücher nur ungern vor der letzten Seite ab, aber nach 150 Seiten habe ich den Roman schließlich aufgegeben. Ich hatte einfach kein Verlangen danach, zu erfahren, was den Charakteren noch passiert und mich dafür durch den Rest der über 400 Seiten zu quälen.
Außerdem braucht man sich nur die Kapitelüberschriften durchzulesen, um zu wissen, wie es weitergeht, denn die verraten so ziemlich alles. Eine nette Zugabe ist nur das Rezept für Kirschkäsekuchen hinten im Buch.
Fazit
Leider kein traumhaftes Lesevergnügen – eher ein fader Beigeschmack.

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