
Mein Winter mit Grace
Originaltitel: Grace
Bastei Lübbe
1. Auflage, November 2010
Taschenbuch
Seiten: 224
ISBN: 978-3-404-16517-9
Inhalt
Salt Lake City, 1962: Eric ist erst vor Kurzem mit seinen Eltern und seinem kleinen Bruder in die Stadt gezogen, nachdem sein Vater aufgrund einer Krankheit seinen Job aufgeben musste. Zufällig trifft Eric an einem eiskalten Herbsttag auf die Ausreißerin Grace und gewährt ihr Unterschlupf in einer selbstgebauten Hütte im Garten. Aus Zuneigung wird bald Freundschaft – und schließlich sogar Liebe. Doch je länger Grace’ Aufenthalt dauert, desto deutlicher wird, dass das Mädchen ein dunkles Geheimnis in sich trägt – ein Geheimnis, das nicht nur Erics und Grace’ Liebe zu zerstören droht, sondern Grace’ ganzes Leben.
Meine Meinung
»Mein Winter mit Grace« fiel mir durch eine Rezension auf einem anderen Blog auf und da das Buch gerade gut in die Jahreszeit passte, habe ich es sofort gekauft.
Der Roman ist nicht nur ein Jugendbuch, auch wenn der Klappentext danach klingt. Zumindest sollte man Jugendliche damit nicht allein lassen, denn das Thema des Buches ist kein leichtes.
Das Cover hat mich hierbei auch ziemlich in die Irre geführt. Man erwartet eine schöne Liebesgeschichte, passend zur ruhigen Jahreszeit. Aber das ist eine glatte Lüge, denn die Geschichte um Grace ist ernst und ziemlich bitter.
Bevor man allerdings in den Roman einsteigen darf, muss man sich zunächst durch eine mehrseitige Widmung sowie ein ebenso langes Vorwort blättern. Etwas, das ich gar nicht mag. Danach folgt ein Abdruck des Märchens »Das Mädchen mit den Schwefelhölzchen«, was mich widerum besänftigt hat. Denn das ist seit Kindertagen immer schon mein Lieblingsmärchen gewesen, sodass ich nun umso gespannter war, was es mit dem Roman auf sich hat und was das Märchen damit zu tun hat.
Anfangs konnte mich das Buch dann nicht außergewöhnlich begeistern. Es beginnt 2006 mit einem kurzen Einstieg des älteren Eric, der auf seine Vergangenheit zurückblickt und sich an die Geschehnisse jenes Winters 1962 erinnert. So beginnt die Erzählung mit dem Umzug der Familie, als Eric gerade vierzehn Jahre alt ist. Man erfährt die Hintergründe um die Hütte im Garten und bekommt einen Einblick in die Gedankenwelt von Eric selbst.
Die kurzen Kapitel lassen sich dabei leicht und flüssig lesen, obwohl ich den Satzbau hin und wieder etwas merkwürdig fand – was aber durchaus auch an der Übersetzung liegen kann.
Die Geschichte ist für Eric viele Jahre her und diese Distanz ist auch für den Leser spürbar. Da Eric auf recht nüchterne Weise von seinen Erinnerungen an den Winter mit Grace erzählt, berührte mich die Geschichte deshalb am Anfang auch nur wenig.
Man ahnt schnell, was Grace’ großes Geheimnis ist – besonders, wenn man das Vorwort gelesen hat – sodass ich nicht wirklich überrascht war, als es im Buch zur Sprache kam. Dennoch war ich erschüttert, gerade wegen der nüchternen Erzählweise Erics, die den Leser mit den Fakten und mit der Verzweiflung und Hilflosigkeit eines vierzehnjährigen Jungen allein lässt.
Am Anfang jeden Kapitels steht ein kurzer Tagebucheintrag. Der erste stammt von Eric selbst, die anderen von Grace, was mich anfangs ein wenig verwirrte. Schließlich ist Eric der Ich-Erzähler des Romans und Grace Tagebucheinträge wirkten da auf mich zunächst fehl am Platz. Allerdings fand ich diese Art der Kapiteleinleitung immer besser, je weiter ich las, da man so auch einen kleinen Einblick in Grace’ Gedanken bekommt. So handelt es sich bei den Einträgen entweder um kleine Zusammenfassungen des Tages oder um weise Sätze, die allerdings mehr nach Bibelzitaten klingen als nach den Gedanken eines sechzehnjährigen Mädchens.
Allerdings nehmen die Tagebucheinträge teilweise bereits die Handlung des Kapitels vorweg, was ich an manchen Stellen schade fand. Da das Buch aber mehr von Emotionen lebt als von Spannung, tut das dem Lesevergnügen kaum Abbruch.
Gegen Ende nimmt die Geschichte an Fahrt auf und die Spannung nimmt zu, sodass ich das Buch endgültig nicht mehr zur Seite legen konnte und die letzten Kapitel bis weit in die Nacht verschlang – was ein Fehler war, denn das Ende ist nach der bis dahin eher ruhigen Geschichte ziemlich heftig. Der Ausgang erschüttert, reißt den Leser in ein tiefes Loch, ohne dabei ein großes Drama zu inszenieren. Alles geht ziemlich schnell, es passiert einfach und am liebsten möchte man den Autor schütteln und schreien »Das kannst du nicht machen!«.
Der Epilog beschreibt schließlich die Jahre nach der Geschichte. Man erfährt, wie Erics Leben weitergegangen ist und wie die Geschehnisse um Grace ihn beeinflusst haben. Auf mich wirkte dieser Teil wie ein »Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute« und meiner Meinung nach hätte man ihn lieber weglassen sollen. An eine Geschichte, die kein Happy End hat, sollte man nicht zwanghaft versuchen, eines anzusetzen.
Fazit
Ein bewegender Roman, der den Leser trotz – oder gerade wegen – des nüchternen Erzählstils am Ende mit Gänsehaut und einem Kopf voller Gedanken zurücklässt.
Kannst du eigentlich alle deine Rezensionen auch so mit Rubriken versehen, dass ich alle 5-Ei-Bewertungen auf einen Blick sehe? Oder geht das hier irgendwie anders und ich habs noch nicht gesehen?!
Eine direkte 5-Ei-Kategorie gibt's nicht, das siehst du richtig. 😉 Unter "Empfehlungen" findest du aber zumindest die meisten davon auch.
Hab schon drüber nachgedacht, ob ich das mal zusätzlich einführen sollte und wie. Werde ich demnächst mal tun. 🙂
So, jetzt gibts links bei den Labels ganz einfach zu jeder Bewertung eine Kategorie, in der du alle Rezensionen mit dieser Bewertung findest. Einfach, kurz und schmerzlos. Ich hoffe, es hilft. 🙂
Cool, danke!
[…] Paul Evans „Mein Winter mit Grace“ und „Dash & Lilys Winterwunder“ von Rachel Cohn und David Levithan. Beide Bücher […]