
Oskar und die Dame in Rosa
Originaltitel: Oscar et la dame rose
Fischer
5. Auflage, 2006
Hardcover
Seiten: 104
ISBN: 978-3-596-50987-4
Oskar ist zehn Jahre alt und liegt im Krankenhaus, weil er Krebs hat. Er hat nicht mehr lange zu leben. Oskar weiß das, obwohl es ihm niemand sagt. Überhaupt sprechen die Menschen kaum noch mit ihm, vielleicht, weil sie Angst vor der Wahrheit haben.
Nur mit Oma Rosa, der ehemaligen Catcherin, die Oskar regelmäßig besuchen kommt, kann er reden. Sie rät ihm, seine Fragen und seine Gedanken in Briefen an den lieben Gott niederzuschreiben.
Eine Zugfahrt ohne Buch ist schrecklich, quasi nicht zu überleben. Deshalb (und weil ich beim Umsteigen eine halbe Stunde Zeit hatte) stromerte ich am Leipziger Bahnhof durch die Buchhandlung und kaufte am Ende dieses Buch. Und zwar die süße Miniausgabe vom Fischer Verlag, weil im Rucksack sowieso schon kein Platz mehr war.
Da das Buch nicht viel mehr als hundert Seiten hat, hat es dann auch genau für die verbliebene Stunde Zugfahrt gereicht.
Text findet man in dem Buch also nicht allzu viel. Es sind die Briefe von Oskar an den lieben Gott, die man zu lesen bekommt. Einer für jeden Tag im Krankenhaus.
Da Oskar nur noch ein paar Tage zum Leben bleiben, haben er und Oma Rosa sich etwas ausgedacht: Jeden Tag altert der kleine Oskar in seiner Fantasie nun um zehn Jahre. Er durchlebt in wenigen Stunden seine erste große Liebe, den ersten Streit, seine Hochzeit. Aber auch das Altwerden. All das beschreibt er dem lieben Gott in seinen Briefen und darf sich zudem jeden Tag eine Sache von ihm wünschen, die ihm wichtig ist.
Das Buch ist absolut süß und traurig zugleich. Als Leser weiß man natürlich, dass Oskar sterben wird und es ist herzzerreißend zu lesen, wie die Ärzte ihn aufgegeben haben und wie seine Eltern weniger mit der Situation umgehen können als ihr kranker Sohn. Sie schenken ihm Spielzeug und einen neuen Plüschteddy, obwohl sich Oskar doch nur eines wünscht: Mit jemandem zu reden, der ihm zuhört und ehrliche Antworten auf seine Fragen gibt.
Eine solche Person findet er nur in »Oma Rosa«, einer der Seelsorgerinnen in den rosafarbenen Kitteln auf der Kinderstation des Krankenhauses. Für ihn schlüpft sie in die Rolle der ehemaligen Profi-Catcherin und hilft ihm mit den Erzählungen über vergangene Ringkämpfe, das eine oder andere zu verstehen.
Das Ganze wird aus den Augen von Oskar erzählt, der dem lieben Gott in seinen Briefen berichtet, was er im Krankenhaus erlebt und wie sein gedachtes Leben voranschreitet. Die kindlichen Gedanken laden dabei zum Weiterdenken und Philosophieren ein, was ich an Büchern ja immer besonders liebe.
Und so denkt man am Ende vermutlich viel länger über dieses Buch nach, als man zum Lesen gebraucht hat.
Zum Weinen schön.
… Großartiges Buch! Habe ich vor einiger Zeit auch gelesen und würde es auch empfehlen. Aber es stimmt schon was du sagst, es ist wirklich extrem traurig und bleibt sehr lange im Kopf.
Das stimmt. Dafür, dass das Buch so kurz ist, habe ich mir auch eine ganze Menge Textstellen rausgeschrieben, die ich (be)merkenswert fand.
Ich liebe ja solche Bücher, die einen zum Nachdenken anregen.
… Kennst du auch schon "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran"? Würde dir sicherlich auch gefallen. Ja, stimmt, mit der Zeit findet man ja auch generell so seine zwei/drei Autoren(innen), die man besonders gut nachvollziehen kann oder die einen besonders zum Nachdenken anregen. Ich mösste mir auch die Mühe machen, die Sachen mal 'rauszunotieren oder mir das mal digital beschaffen und zusammenstellen. Mal sehen…
Gelesen hab ich das Buch noch nicht, aber es steht auch noch auf meiner Wunschliste. 🙂
Auf bestimmte Autoren bin ich eigentlich gar nicht festgelegt. Ich hab von den wenigsten mehr als ein Buch gelesen, wenn ich so drüber nachdenke.
Was das "zum Nachdenken anregen" angeht, war ich vor den Semesterferien von "Das Labyrinth der Wörter" total begeistert. Das werde ich demnächst nochmals lesen und eine Rezension dazu tippen.
Da hab ich mir ähnlich viele Stellen rausgeschrieben, die wirklich gut sind. 🙂
… "Das Labyrinth der Wörter"? Das kenne ich gar nicht; muss ich mir mal 'raussuchen. … Ich les' generell auch nicht sonderlich festgelegt; auch nicht, was die Genres angeht, aber so ein paar Autoren, die ich besonders gern mag habe ich schon und deren Bücher lese ich dann meist auch mehrfach. Machen, meiner Erfahrung nach, nur die wenigsten Leute. Liest du deine Bücher manchmal nocheinmal?
Das Buch ist von Marie-Sabine Roger. Ist von der Art her ein bisschen ähnlich; Hauptfigur ist ein Mann, der an sich recht einfältig und ungebildet ist. Aber er macht sich über viele Dinge Gedanken, eben auf seine einfache Art. Im Park lernt er dann eine alte Dame kennen, die ihm Bücher vorliest und dann philosophieren sie teilweise gemeinsam. Ich hab das Buch geliebt.
Ich lese ganz selten ein Buch zweimal. Aber als ich das letzte Mal bei meinen Eltern war, hab ich mir aus meinem Regal ein paar gegriffen, die mir im Gedächtnis geblieben sind und die ich gerne nochmal lesen würde. Das sind aber eher solche "Nachdenk-Bücher", bei denen es weniger um die Handlung geht. Denn die kennt man ja dann schon. 😉
Außerdem hab ich in den letzten drei Jahren viele Bücher nur im Schnelldurchlauf lesen können. Für die nehme ich mir jetzt wohl nochmal die Zeit, um ihnen gerecht zu werden. 🙂
… Ja, da hab' ich auch so ein paar, die ich sehr hektisch gelesen habe; für die muss ich mir auch nochmal Zeit nehmen…
Auf jeden Fall. Bei den wirklich guten Büchern hatte ich sogar ein bisschen ein schlechtes Gewissen, weil es ihnen so einfach nicht gerecht wird.
… Richtig. Also, wenn man mit einem Buch gerade erst durch ist und schon nicht mehr weiß, wie es denn eigentlich angefangen hat, ist man dem mit Sicherheit nicht gerecht geworden ;).
Das hab ich allerdings recht oft. Liegt meistens aber eher an meinem schlechten Gedächtnis als am Buch. 😉
… Jaaa, darauf schieb' ich das dann auch gerne ;).