
Dämliche Dämonen
Originaltitel: Demonkeeper
Blanvalet
6. Auflage, November 2009
Taschenbuch
Seiten: 222
ISBN: 978-3-442-26574-9
Inhalt
Nathan Grimlock hat von seinem Pflegevater eine undankbare Aufgabe geerbt: Er soll ein Haus voller Dämonen hüten. Doch das ist gar nicht so einfach, wenn die kleinen Biester nicht auf ihren Hüter hören wollen.
Und ausgerechnet, als Nate ein einziges Mal mit einem Mädchen ausgeht, geschieht das Unfassbare: Das TIER bricht aus – eine riesige Bestie, die seit Jahren tief unten im Keller eingesperrt war.
Nate ist klar: Das menschenfressende Monster muss unbedingt wieder eingefangen werden, bevor es überall Chaos verbreiten kann. Zu allem Überfluss taucht auch noch Nates böser Vorgänger auf, der die Dämonen mit Gewalt unterjochen und Nathan den Job des Dämonenhüters streitig machen will.
Zusammen mit der Bibliothekarin Sandy, dem Straßenjungen Richie und seinen drei dämonischen Gehilfen beginnt für Nathan ein Wettlauf gegen die Zeit.
Meine Meinung
Dass ich das Buch an nur einem Abend ausgelesen hatte, hat zwei Gründe:
Erstens hat der Roman nur 222 Seiten und zweitens hätte ich das Buch vermutlich nie wieder aufgeschlagen, hätte ich es einmal aus der Hand gelegt.
Warum? – Ganz einfach:
Das Buch ist schlecht. Unfassbar schlecht.
Nachdem ich es beim letzten Buchkauf meinem Freund aufgeschwatzt hatte und sein Urteil mehr als vernichtend ausfiel, musste ich mich einfach selbst davon überzeugen. Denn von dem Cover und dem Klappentext hatte ich ein humoriges, freches Dämonenabenteuer erwartet und der Spiegel-Bestseller-Aufkleber tat sein Übriges. Großer Fehler, denn dass die Aufschrift »Spiegel-Bestseller« nicht unbedingt ein Zeichen von Qualität ist, wissen wir ja spätestens seit »Feuchtgebiete«.
Auch Cover und Klappentext haben kaum etwas mit dem Buch zu tun. Vermutlich haben Gestalter und Texter das Glück gehabt, das Buch nicht selbst lesen zu müssen … Auch der Titel ist nichts weiter als Irreführung. Denn dämlich sind nicht die Dämonen, sondern maximal ihr Hüter.
Das Erste, was auffällt, ist der absolut plumpe Schreibstil, der alles erzählt und es dabei schafft, völlig nichtssagend zu sein. (Ob das nun am Autor oder an der Übersetzerin liegt, beurteile ich an dieser Stelle nicht.) Unter den Beschreibungen konnte ich mir meist wenig vorstellen, sodass ich von Nathans Haus bis zum Schluss kein schlüssiges Bild vor Augen hatte. Auch die verschiedenen Dämonen konnte ich mir nur schwer ausmalen, zumal es mir schon schwerfiel, die Namen auseinanderzuhalten.
Außerdem ist das Buch – entgegen meiner Erwartung – vollkommen humorfrei. Jeder Ansatz einer lustigen Szene wird dadurch im Keim erstickt, dass dem Leser gar keine Zeit gelassen wird, sich hineinzudenken. Dafür sind die Kapitelchen mit ihren maximal drei Seiten einfach viel zu kurz, was dazu führt, dass man auf den reichlich 200 Seiten stolze fünfzig Kapitel unterbekommen hat.
So bewegt sich die Geschichte ohne große Umschweife, Schnörkel oder Entwicklungen auf ihr Ende zu und ist man auf der letzten Seite angekommen, ist man einerseits ratlos (Wozu das Ganze?) und andererseits auch etwas überrascht, denn an der Stelle hat man noch über dreißig Seiten des Buches übrig! Der Rest ist eine Leseprobe für den Folgeband, die dessen erste fünf Kapitel umfasst. Hier wird ein zu dünnes Heftchen künstlich auf Buchgröße aufgebläht, nachdem auf den einzelnen Seiten auch schon nicht allzu viel Text steht.
Das ist im Übrigen auch das einzige Erfolgserlebnis, das man beim Lesen erfährt – obwohl sich meine Augen zeitweise ziemlich gegen die Satzbauten wehrten, waren die einzelnen Seiten recht schnell gelesen und die kurzen Kapitel sowieso.
Dabei wäre die Grundidee doch eigentlich ganz interessant gewesen. Und auch sonst finden sich einige gute Ansätze im Buch, die großes Potenzial gehabt hätten. Leider wurde an keiner Stelle etwas daraus gemacht. Die Geschichte dreht sich einmal im Kreis, ist dabei vorhersehbarer als das Wetter und wartet mit Figuren auf, die platter und klischeehafter nicht sein könnten. Dazu eine heldenhafte Schlussszene, in der Nathan und seine drei Dämonengehilfen aus heiterem Himmel eine Hundertachtzig-Grad-Wendung machen, und ein kitschiges Happy End aus der Standardkiste.
Fazit
Eigentlich dürfte ich für dieses Buch nicht einmal ein Ei vergeben. Ein klarer Fall für die Kategorie »Faule Eier«.
Ja, genau das sag ich doch! 😀
Ich weiß. Ich musste auch ziemlich drüber nachgrübeln, um deine Rezension nicht wörtlich zu wiederholen. 😀
LOL! 😀
Ohne das eine ei zu sehen und runterzuscrollen, daher nur mit dem Cover und der Inhaltsangabe ausgerüstet hatte ich mich nun auf eine Rezension zu einem ganz tollen Buch gefreut. Pustekuchen. "Das Buch ist schlecht. Unfassbar schlecht." hat mich etwas unvorbreitet getroffen.
Deine Rezension ist dafür aber super! 5 Eier. 🙂
Liebe Grüße,
mila
Ist ja im Wesentlichen deckungsgleich. 🙂
@Mila:
Willkommen im Reich des Eies. 🙂 (Oder "des Eis"? Sieht beides reichlich komisch aus …)
Ich muss zugeben, dass meine Inhaltsangabe spannender klingt, als das Buch ist. 😀
Das ist es nämlich überhaupt nicht. Eigentlich ist das Buch so schlecht, dass es schon fast wieder gut ist. Aber eben leider nur fast.
Aber schön, wenn wenigstens die Rezension begeistern konnte. 😀
@Thomas:
Ja eben, viel mehr gibt's zu dem Heftchen ja auch nicht zu sagen. Ich meine, ich hätte jetzt über die tiefschürfende Handlung philosophieren können oder über die umwerfend geniale Charakterentwicklung, aber aus Mangel an tiefschürfender Handlung und überhaupt irgendeiner Entwicklung fiel mir das zugegebenermaßen etwas schwer … 😀