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[REZENSION] Paolo Giordano: »Die Einsamkeit der Primzahlen«


Paolo Giordano
Die Einsamkeit der Primzahlen

Originaltitel: La solitude dei 
numeri primi
Heyne
1. Auflage, 2010
Taschenbuch
Seiten: 364
ISBN: 978-3-453-40801-2

Inhalt

Ein einziger Tag in ihrer Kindheit hat ihr Leben für immer verändert: Alice hat von einem Skiunfall nicht nur ein steifes Bein zurückbehalten, sondern dabei auch ihren Lebenswillen und das Vertrauen in ihren Vater verloren. Mattia hat seine geistig behinderte Zwillingsschwester nur ein einziges Mal aus den Augen gelassen, um ein wenig Spaß zu haben, als sie spurlos verschwindet.
Sieben Jahre später lernen sich die beiden auf dem Gymnasium kennen. Sie scheinen auf den ersten Blick füreinander bestimmt zu sein, doch das Schicksal will es anders.

Meine Meinung

Hmm, scheint so, als würde dies die erste negative Buchrezension meines Blogs werden. Denn an diesem Buch hat mir so ziemlich gar nichts gefallen.
Gekauft hatte ich mir das Buch des Titels wegen, der mich ansprach. Außerdem hatte ich bisher nur Gutes darüber gehört und immerhin wurde der Roman mit einem großen italienischen Buchpreis ausgezeichnet. Der Grund dafür ist mir nach dem Lesen allerdings schleierhaft.

Das Buch erzählt mehr oder weniger abwechselnd die Lebensgeschichten von Alice und Mattia. Dabei werden jeweils nur ein paar Ausschnitte wiedergegeben, die teils als prägende Ereignisse durchgehen können, meist für mich aber keinen tieferen Sinn und kaum einen Zusammenhang hatten, auch nicht im Nachhinein.
Während das erste Kapitel über die tragischen Kindheitsereignisse noch sehr rührend und einigermaßen fesselnd daherkommt, geht es danach schnell abwärts. Zwischen den einzelnen Kapiteln liegen teilweise mehrere Jahre, sodass man keine fortlaufende Geschichte vorgesetzt bekommt, sondern vereinzelte Lebensschnipsel, in die wir als Leser jeweils kurz Einblick nehmen dürfen, ohne Fragen zu stellen. Zu vielen Ereignissen fehlen die Hintergründe und man hat sich als Leser bitteschön damit abzufinden, dass die Dinge so sind, wie sie sind. Erklärungen gibt es kaum. So wird man das ganze Buch über mehr oder weniger unterschwellig damit konfrontiert, dass Alice magersüchtig ist und das Mattia sich selbst verletzt, als wäre das alles völlig normal.
Nicht nur deshalb gehen einem die beiden Figuren bald ziemlich auf die Nerven. Auch tun sie zielsicher immer genau das, was den Leser stöhnend die Hände über dem Kopf zusammenschlagen lässt. So was kann ja durchaus spannend sein und zu interessanten Wendungen führen, wenn man es richtig macht – aber in diesem Fall möchte man irgendwann einfach nur noch den Kopf schütteln.
Die Krönung des Ganzen bildet ein Möchtegern-Happyend, das mehr Fragen zurücklässt, als im ganzen Buch beantwortet werden und mich als Leser ziemlich ratlos und vor allem unzufrieden stehen lässt.

Alles in allem kann man das Buch mit drei Attributen zusammenfassen: zu schwammig, zu wenig Tiefgang, kaum nachvollziehbar. Das Ganze wird durch erzwungene Vergleiche und wenig realistische Dialoge zu kaschieren versucht. Auch sonst hat mich die Sprache nicht überzeugt. Oft musste ich Sätze mehrfach lesen, um den Sinn zu erfassen und von dem »fulminanten Lesevergnügen«, wie es in der Amazon-Beschreibung hieß, konnte ich nicht viel entdecken. Ob das am Autor oder am Übersetzer liegt, kann ich dabei allerdings nicht beurteilen.

Komme ich aber nun zu dem, was ich am schlimmsten fand: Der Titel. Der hatte mich an dem Buch am meisten angesprochen und er passt auch wirklich gut. Eigentlich. Leider wird er aber nur irgendwo in der Mitte des Romans einmal auf ziemlich plumpe Weise erklärt, das Ganze mit ein paar mathematischen Floskeln umrahmt und anschließend nie wieder erwähnt. Schade, großes Potenzial sinnlos verschenkt. Wie so ziemlich mit allem auf den 364 Seiten.

Fazit

Alles in allem kann ich weder den Lobeshymnen anderer Rezensenten zustimmen, noch kann ich in irgendeiner Weise nachvollziehen, wofür das Buch ausgezeichnet und für den deutschen Jugendliteraturpreis nominiert wurde. Ich jedenfalls behalte von diesem Buch absolut gar nichts zurück, außer vielleicht den Gedanken an eine Woche verschwendete Lesezeit.

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