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[REZENSION] Ursula Poznanski: »Erebos«


Ursula Poznanski
Erebos

Loewe
1. Auflage, 2011
Taschenbuch
Seiten: 485
ISBN: 978-3-7855-7361-8

Du hast nur eine Chance Erebos zu spielen.
Du musst dabei immer allein sein.
Du darfst mit niemandem über Erebos reden.
Wenn du gegen die Regeln verstößt oder deine Aufgaben nicht erfüllst, bist du draußen.

Ein Spiel geht auf dem Schulhof als Raubkopie von Hand zu Hand. Auch Nick bekommt es eines Tages in die Finger und ist sofort süchtig danach. Denn Erebos ist kein gewöhnliches Computerspiel: Es spricht mit seinen Spielern und erteilt ihnen Aufgaben, die sie in der realen Welt erfüllen müssen. Tun sie dies, werden sie reich belohnt. Wenn nicht, werden sie mit dem Rauswurf bestraft und das Spiel lässt sich nicht mehr starten. Innerhalb kürzester Zeit zieht Erebos die Spieler in seinen Bann, sodass alles andere nebensächlich wird: Schule, Freunde, Hobbys. Doch Erebos will mehr. Viel mehr.
Es will Rache.

Selten habe ich knapp 500 Seiten so schnell verschlungen wie diese. Und das, obwohl ich das Buch anfangs eigentlich gar nicht mögen wollte.
Ich war schon während meiner Zeit in der Jugendbuchabteilung um das Buch herumgeschlichen, als es rauskam. Allerdings kam ich nie dazu, es zu lesen. Nun wollte ich das nachholen, kaufte mir das Taschenbuch … und war zuerst einmal etwas enttäuscht.
Die ersten Seiten nahmen mich nicht gerade gefangen. Nick bekommt in der Schule mit, wie eine CD unter den Schülern herumgereicht wird, doch niemand redet darüber, was sich auf der CD befindet. Er wird neugierig und versucht, ebenfalls an eine Kopie zu kommen. Doch das ist gar nicht so einfach.
So weit, so unspannend. Denn wenn man den (sehr kurz geratenen) Klappentext gelesen hat, weiß man ja schon, um was es sich bei der CD handelt. Wer das Buch an dieser Stelle gelangweilt zur Seite legt, hat allerdings etwas verpasst.

Da der Schreibstil recht einfach gehalten ist und das Ganze in der Gegenwart spielt, sodass man sich nicht in fremde Welten oder andere Zeiten hineindenken muss, lesen sich die ersten Kapitel recht schnell weg. Spannend wird es, als Nick endlich selbst eine der begehrten CDs geschenkt bekommt. Denn jetzt beginnt das Spiel.
Ab jetzt wechseln sich die Szenen in der Realität, in denen sich Nick durch seinen Alltag schlägt, mit Spielszenen ab, die den Leser ebenso wie Nicks Spielfigur »Sarius« in die fantastische Welt von Erebos entführen. Das Spiel selbst ist nichts großartig Neues: Der Spieler läuft mit seiner Figur durch die Spielwelt, metzelt Monster nieder und steigert seinen Level, um stärker zu werden. Doch Erebos ist kein gewöhnliches Computerspiel. Es redet und gibt sinnvolle Antworten auf alles, was die Spieler sagen. Außerdem erteilt es den Spielern Aufgaben, die außerhalb des Spiels erledigt werden müssen und es weiß ganz genau, ob der Spieler seine Aufgabe erledigt hat oder nicht.
Anfangs fand ich noch nicht viel daran. Bis ich plötzlich merkte, dass ich das Buch schon zur Hälfte durchgelesen hatte.
Huch? Ich war doch eben erst auf Seite fünfzig!
Ein wenig unheimlich war die Erkenntnis schon. Denn man merkt kaum, wie man die Seiten eine nach der anderen wegliest. Man vertieft sich in die Spielwelt genauso sehr wie die Spieler und ist ebenso enttäuscht, wenn eine Spielszene endet und der Bildschirm für Nick schwarz wird. Das Buch macht genauso süchtig wie das Spiel.

Nachdem das Buch einen erstmal gefangen genommen hat, steigert sich die Spannung rasant. Denn nicht nur Nick wird klar: Erebos hat ein Ziel. Ab hier entwickelt sich das Buch zu einem spannenden Thriller, dessen Ende man unmöglich vorhersehen kann. Natürlich: wenn man den Klappentext gelesen hat, weiß man, was das Spiel erreichen will. Doch das »wer«, »wie« und »warum« wird erst kurz vor Ende aufgelöst und dann schlägt man sich mit der Hand an die Stirn und fragt sich, warum man darauf nicht schon längst selbst gekommen ist. Auflösungen, wie ich sie liebe.
Das Ende hat mir besonders gefallen, denn das Buch endet nicht mit dem großen Showdown, sondern mit einer etwas emotionalen, vielleicht auch kitschigen Szene, die das Ganze zu einem runden Abschluss bringt.

Ein bisschen gestört haben mich zu Anfang die Charaktere, die ein wenig farblos wirken und kaum Besonderes an sich haben. Es sind gewöhnliche Jugendliche, Schüler mit gewöhnlichen Schülerproblemen und Sorgen. Doch bald wird klar, dass sie genau das verkörpern sollen. So kann man sich umso besser in Nick hineinversetzen, mit ihm in das Spiel eintauchen, mit ihm entdecken und schockiert sein. Das Buch zeigt damit auch ein Stück weit die Suchtgefahr von Computerspielen auf, ohne dabei die Moralkeule zu schwingen oder mit dem erhobenen Zeigefinger belehren zu wollen.
Zur Normalo-Jugend-Atmosphäre trägt auch bei, dass immer wieder Programme oder Internetseiten genannt werden, die man selbst kennt und benutzt. Vermutlich geht es nur mir so, aber ich finde es irritierend, wenn im Buch plötzlich von einer Internetseite die Rede ist, die ich selbst regelmäßig aufrufe. Andererseits trägt es natürlich wieder dazu bei, dass man die Situation auf sich selbst übertragen und in die Geschichte eintauchen kann.

Fazit

Der Autorin ist mit »Erebos« ein interessantes Buch gelungen, das es schafft, den Leser ebenso zu fesseln wie das Spiel, um das es geht. Trotz des Umfangs ist die Geschichte nie langweilig und unglaublich schnell weggelesen.
Ein wirklich empfehlenswertes Buch, nicht nur für Computernerds.

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2 Kommentare

  1. "Erebos" fand ich auch total klasse! 🙂 Das Buch habe ich echt verschlungen. ;D
    "Saeculum" subbt noch bei mir rum und auf "Fünf" bin ich auch total gespannt. 🙂
    Kennst du die beiden Bücher? 🙂

    LG Jessica

  2. Die beiden anderen Bücher habe ich noch nicht gelesen, aber sie stehen schon auf meiner Wunschliste. Also irgendwann kommen die auch noch dran. 😉

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