
Bevor ich sterbe
Originaltitel: Before I die
cbt
1. Auflage, Juni 2010
Taschenbuch
Seiten: 315
ISBN: 978-3-570-30674-1
Inhalt
Die sechzehnjährige Tessa hat Leukämie und die Ärzte machen ihr nur noch wenig Hoffnung. Sie hat sich mit ihrem Schicksal längst abgefunden, schließlich weiß sie bereits seit vier Jahren davon. Doch sie beschließt zu leben, wenigstens in der begrenzten Zeit, die ihr noch bleibt, und sich nichts von den Dingen vorenthalten zu lassen, die andere Teenager in ihrem Alter längst erlebt haben.
An ihre Zimmerwand schreibt Tessa die Dinge, die sie tun will, bevor sie stirbt: Sex haben, Drogen nehmen, berühmt sein, die Geburt der Tochter ihrer besten Freundin Zoey erleben …
Doch dann trifft sie Adam und er ist der Erste, der sie versteht und ihr das gibt, was sie sich so lange wünscht. Tessa begreift, dass sie zum ersten Mal verliebt ist.
Aber darf man lieben, wenn man stirbt?
Meine Meinung
Ich hatte mir das Buch gekauft, weil ich von meinen ehemaligen Kolleginnen und Kunden in der Buchhandlung nur Positives darüber gehört hatte, und weil mir der Sinn nach leichterer Lektüre stand. Leicht ist das Buch tatsächlich – leicht zu lesen, weniger leicht zu verdauen.
Zu allererst fällt auf, dass dieses Buch nicht das hält, was Cover und Klappentext meiner Meinung nach versprechen. Ich hatte eine gefühlvolle, traurige, vielleicht ein wenig philosophisch angehauchte Geschichte erwartet. Stattdessen bekommt man Tessa, ein (bis auf ihre Krankheit) typisches Teenie-Gör mit rotziger Sprache und ebenso rotzigen Ansichten.
Nicht ganz das, was man sich erhofft hatte, aber im Grunde genommen genau das, was am besten zur Geschichte passt. Und sein wir ehrlich: Wie viele Bücher über krebskranke Kinder gibt es, die kräftig auf die Tränendrüse drücken und den Leser in Mitleid zerfließen lassen?
»Bevor ich sterbe« gehört definitiv nicht dazu. Im Gegenteil. Es fällt anfangs sogar recht schwer, überhaupt etwas anderes für Tessa aufzubringen als abschätzige Gedanken und genervtes Augenrollen. Tessa, die ihren elfjährigen Bruder liebt, aber ihrem Vater das Leben zur Hölle macht, weil er sich um sie sorgt. Tessa, die nur an sich denkt, während ihre beste Freundin ungewollt schwanger wird. Tessa, die sich über kaum etwas anderes Gedanken macht als über sich selbst, ihre Krankheit und ihren Tod.
Im Grunde genommen ist das Buch nichts anderes als eine Sterbebegleitung. Da die Geschichte von Tessa selbst im Präsens erzählt wird, kann man mit dem Ende von Anfang an rechnen. Insofern gibt es nicht wirklich viele Überraschungen, aber das war vermutlich so gewollt.
Dennoch: Hat man sich einmal mit Tessas Erzählstil angefreundet und schiebt man die eigenen Erwartungen beiseite, ist die Geschichte trotz allem sehr bewegend. Allerdings auf eine andere Art, denn Tess erzählt brutal ehrlich und ziemlich unsentimental und regt zum Nachdenken an, indem sie das für uns Selbstverständliche in Frage stellt.
Das Ende kommt ziemlich plötzlich und hat mich doch angenehm überrascht, da ich mich von Anfang an fragte, wie die Autorin die Geschichte wohl auflösen würde. Die letzten Seiten mögen merkwürdig anmuten, sind aber meiner Meinung nach eine ebenso originelle wie passende Lösung.
Alles in allem ein gutes Buch, das sich leicht und ziemlich schnell wegliest und mich am Ende ziemlich aufgewühlt und mit einem dicken Kloß im Hals zurückgelassen hat. Vieles im Buch bleibt ungesagt und viele Handlungsfäden offen, was das Ende umso trauriger macht, aber das Weglegen des Buches auch ein bisschen frustrierend. Aus vielen Seiten der Geschichte hätte man einiges mehr rausholen können, das Buch kratzt nicht nur gefühlsmäßig meist nur an der Oberfläche und rast in kurzen Kapiteln und wenig sentimentaler Erzählart wie ein ICE seinem Ende entgegen, nachdem es mit ebenso viel Verspätung erst richtig losgelegt hat.
Fazit
»Bevor ich sterbe« ist meiner Meinung nach kein Buch, das man unbedingt gelesen haben muss, aber durchaus eines, das man gelesen haben kann – so lange man nicht das erwartet, wonach es aussieht.
Ich bin gestern um 23:52 um genau zu sein damit fertig geworden.
Mir hat es auch gefallen, jedoch fand ich, dass manche Handlungen recht unnötig waren und so das Buch etwas zäh wirken lies.
Würde mich über einen Gegenbesuch freuen.
LG
weisselilie